Danke, Anja Wurm, für die Aufnahme dieses Dialogs. Schon in der
Philosophiegruppe, in der wir das Thema angeschnitten haben,
polarisierte das Thema sehr stark. Nun unter der Reformulierung des
Themas zu Nietzsche, Macht und Erotik werde ich erst einmal zu diesen
drei Themen Stellung beziehen. Nietzsche ist ein Philosoph, der sehr
polarisiert, einige sehen in ihm den Wegbereiter des Faschismus, oder
den Zerstörer der Vernunft (Adorno), andere
schätzen ihn wiederum in seinen aphoristischen kurzen Stellungsnahmen,
die in jeder Hinsicht sehr differenziert sind und alle möglichen
gesellschaftlichen Themenbereiche aufgreifen, sie schätzen vor allem sein
genealogisches und nomadisches Denken, dazu gehöre ich. Friedrich
Nietzsche hat sich in vielen Punkten eigentlich herablassend gegenüber Frauen geäußert, dies ist aber meiner Meinung nach eine eher
oberflächliche Betrachtung der frühen Werke, die vor allem auf
"Menschliches, Allzumenschliches" zurückgeht, später sind seine
Aussagen auf den Themenbereich Macht fokussiert.
Für Macht gibt es verschiedene Diskussionsansätze, man unterscheidet zwischen der persönlichen Macht, die in
der Kompetenz einer Person liegt sowie in ihren Möglichkeiten und der
Macht, die in einer institutionellen Position liegt;
des Weiteren gibt es verschiedene Positionen zum Thema Macht, Max Weber, der auch
schon in der Eingangsdiskussionen zur Sprache kam, hat eine sehr
sinnvolle nietzscheanische Definition geliefert, diese besagt: Macht soll heißen, die Chance den eigenen Willen gegen
den Widerstand durch Dritte durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance
beruht.
Andere Ansätze, wie zum Beispiel von Michel Foucault sind ebenso nietzscheanische Positionen, doch beschreiben sie eine Mikrophysik der Macht, die
auch eine Überwindung der Repressionshypothese Freuds darstellt, indem Macht vor allem als proaktiv anregend fördernd gesehen wird und nicht in
erster Linie als einschränkend. Hier wird vor allem das Wie der Macht
und nicht das Was der Macht betrachtet, das heißt, es geht eher um
komplexe Zusammenhänge, was Machtverhältnisse sind.
Hier entwickelte Foucault zum einen das Konzept der Disziplinarmacht, also der Macht, die direkt auf
den Körper abzielt, und das der Biomacht, also der Macht, die auf die
Bevölkerung abzielt. Diese Ansätze von Macht will ich als erstes in den Raum stellen.
Zu Erotik: Erotik ist ein Feld, dass in der
Psychoanalyse vor allem von Herbert Marcuse bearbeitet wurde in "Der eindimensionale Mensch". Marcuse beschreibt hier die enge Verknüpfung
von Kapitalismus und Erotik, die sich wechelseitig verstärken; innerhalb
der gender studies wird Erotik als etwas Problematisches betrachtet,
da es als gesellschaftlich normativ konstruiertes Feld gilt und männliche wie weibliche Verhaltensweisen als Allianz gesehen
werden, die völlig geschlechtsunspezifisch betrachtet werden.
Bei der Erotik geht es
vor allem um eine zentrale Frage: Darf sie
zur Machterlangung eingesetzt werden? Wenn sie einsetzt wird, ist das legitim? Ist das billig? Ist
das angebracht? Oder sollte aus professionellen Gründe
darauf verzichten? Schadet die Anwendung von Erotik? Wie steht es um die den
Einsatz von Erotik im Berufsleben? Wie ist es mit Erotik als Machtfaktor
innerhalb von Partnerschaften?
Nun will ich das Wort an Anja Wurm
übergeben, einleitende Gedanken zu dem Thema habe ich nun dargelegt.
Weiter zu: Nietzsche und Faschismus?
Simon Reiss
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