Mittwoch, 25. April 2012

Von der Kunst des einfachen Denkens und Handelns


Mit Anfang 20 musste ich sehr schmerzhaft lernen, dass das Leben nicht nur aus Theorie besteht. Ich war immer sehr verkopft und durch die Dramen meiner Jugend und des jungen Erwachsenenalters entschloss ich mich schließlich einen Teil meiner Intelligenz von Theorien und Gedankengerüsten abzuziehen und den praktischen Dingen zu widmen. Leicht fiel mir das nicht, da ich das Denken für das höchste Gut hielt. Es war eine Entscheidung der Vernunft, denn mein dramatisches Eintreten in das Erwachsenendasein, zeigte sehr deutlich, dass das Denken weder zum Leben, noch zum Arbeiten taugte.  Zunächst musste ich begreifen, dass nicht alle Menschen lediglich arme Opfer ihrer Umwelt sind. Ich lernte Nein-Sagen und einfache Sätze zu verstehen, die notwendig waren, um z.B.  Arbeitsanweisungen ausführen zu können.  Mindestens 20 gefühlte  Prozent meines Intellekts musste ich dafür opfern, was mir nicht leicht fiel;  ich schien zwei linke Hände zu haben, doch schon bald konnte ich mich recht gut in der Welt zurechtfinden, schnell lernte ich dann auch in praktischen Dingen zu differenzieren und eine Vielzahl an Lösungsmöglichkeiten zu eruieren.

Zu Beginn fiel es mir sehr schwer, im Dickicht meiner vielschichtigen Gedanken, einen einfachen Satz zu formulieren oder eine primitive Handlung auszuführen. Das artete manchmal in Schwerstarbeit aus und raubte mir die Kraft für Innovatives. "Dumm" zu denken, so sah ich das damals, ist gar nicht so leicht. Manchmal hielten mich auch einfache Leute für dumm, weil ich kaum in der Lage war, ihre übersichtlichen Gedankengänge nachzuvollziehen.

Hätte ich einen Partner gefunden, der mir die Dinge geordnet  und mich durchs Leben geschliffen hätte, wäre mir das einfache Denken und Handeln vielleicht erspart geblieben, aber auch die Annäherungsrituale zwischen Männern und Frauen schienen mir ein unlösbares Rätsel in dieser Zeit zu sein. Im Elternhaus konnte ich dergleichen nie beobachten, so fing ich an als Erwachsene, Frauen und Männer in Kneipen und Diskotheken zu beobachten und zu analysieren, wie sie sich näherten. Aus Filmen schaute ich mir verliebte Blicke ab, leider lernte ich aus ihnen jedoch nie, wie aus einer Tragödie dann doch noch eine Liebesgeschichte wurde. Irgendwann beherrschte ich die Annäherungsrituale, aber ich glaube, meine Partner merkten immer, dass ich dies auf der intellektuellen Ebene erlernt hatte, sie schienen wenig begeistert von meinen Verführungstechniken. Später wurden die Techniken dann doch etwas feiner, so dass sie wenigstens nicht gleich merkten, dass ich das Grundlegende, welches in der Kindheit angelegt wird, übersprungen hatte.

Andere Dinge wie Konkurrenzverhalten oder Neid und Missgunst habe ich mir nicht ab geschaut und beigebracht, da die Nachteile meines Erachtens überwiegen.

Irgendwann habe ich festgestellt, wenn es mir gelingt, einen einfachen Gedanken zu formulieren, so glückt es auch, diesen unmittelbar in die Tat umzusetzen. So lernte ich, wie einfach das Leben sein kann und dass es auch außerhalb des Denkens eine Unmenge an Spaß bereit hält. Seitdem spare ich mir Schnörkel beim Reden, was mir natürlich nicht nur Freunde beschert. Es vereinfacht das Leben jedoch ungemein und lässt viel Raum für Genuss und andere wichtige Dinge.

Beide Denkebenen in Einklang zu bringen ist jedoch ein langer Prozess, ich musste fast 40 werden, um diesen Spagat in nahezu allen Punkten des Lebens zu bewerkstelligen. Ein Gerüst aus einfachen, klaren Gedanken umreißt nun eine differenzierte Vielfalt und bietet guten Boden für geistige Höhenflüge,  sowie ein Hindernis vor dem Verirren.

Montag, 9. April 2012

Greta und Bernie Teil 2


Hier nun wieder ein kleiner Ausschnitt aus meinem neuen Theaterstück. Greta und Bernie befindet sich noch ganz am Anfang der Arbeit, es handelt sich hier lediglich um Fragmente aus der Rohfassung.

Bernie: Komm, lass uns aufbrechen.
Greta: Wohin?
Bernie: Ins Leben.
Greta: Ich sitze hier.
Bernie: Das sehe ich. - Lass uns gehen.
Greta: Ich bleibe hier.
Bernie: Wieso?
Greta: Das Leben liegt hinter uns.
Bernie: Wie kommst du darauf.
Greta achselzuckend: Wir sitzen hier. Auf dem Sofa.
Bernie: Du wächst noch an auf deinem Sofa.
Greta: Das bin ich schon.
Bernie: Wir können auch in die andere Richtung gehen.
Greta: Wohin?
Bernie zeigt auf das Schild: Da sieh. In den Traum.
Greta: Was sollen wir dort? - Wer träumt, bewegt sich nicht.
Bernie: Du bewegst dich nicht.
Stimme: Stagnation, die Gluten erloschen, die Meere stillgelegt, wenn das Schauen in alle Richtungen, in die grauen und rosa Tonfolgen keine Regung mehr erzeugt, das Sitzen und Warten die Regierung bilden und Gottes Zorn, so man an ihn glaube, zu Eis gefriert, und lediglich das Salz am Atmen hält, dann … dann ist der Platz auf dem Sofa Euer.

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