Freitag, 15. Januar 2016

Der freie Wille

Der freie Wille ist nur so frei, wie der Mensch sich frei fühlt. Ein Mensch handelt häufig aus seinen ureigenen Verstrickungen aus Erziehung, Moral, gesellschaftlichen Anforderungen, weniger aus seinem freien Willen. Diese ureigenen Verstrickungen könnte man natürlich als freien Willen definieren, sind sie doch bei zwei Menschen niemals gleich. Einen freien Willen ohne diese Fesseln, muss der Mensch sich hart erarbeiten.  Kann bei dieser harten Arbeit noch von freiem Wilen gesprochen werden? Die Entscheidung, sich den eigenen freien Willen zu erarbeiten, ist durchaus nicht immer eine freie Entscheidung, sondern entsteht, viel häufiger als man denkt, aus Not.

Samstag, 9. Januar 2016

Silvesternacht in Köln - eine Annäherung

Nicht, dass wir nicht wüssten, dass sexuelle Übergriffe auf Volksfesten, in Schlaf- und Kinderzimmern, am Arbeitsplatz zum normalen Tagesablauf, in nicht zu ermittelnder Zahl, jeden Tag in Deutschland gehören.

Was aber ist der Unterschied zu den Übergriffen in der Silvesternacht?

1. Sie haben nicht heimlich, wie ansonsten üblich, sondern öffentlich stattgefunden.
2. Es handelte sich nicht um Einzeltaten, sondern um ein Massenphänomen.

Finden in einer großen Masse Gewalttaten statt und bricht eine Panik bei den Opfern aus, so können diese Masseneskalationen nicht mehr von außen durch staatliche Gewalt aufgelöst werden. Umso schlimmer, dass die öffentliche Meinung hier die Schuld bei der Polizei sucht.

Um Massenphänomene, wie die sexuellen Übergriffe in Köln und Hamburg in der Silvesternacht, nachvollziehen zu können, benötigt man einige Kenntnisse zur Psychologie der Massen.

Sexuelle Straftaten gehören in Deutschland zu den geächteten Straftaten, deswegen finden sie in der Regel heimlich und ohne Zuschauer (Zeugen) statt.

Handelte es sich hier tatsächlich um eine größere Zahl junger integrationsunwilliger Männer, die ihre Verachtung unserer Kultur und den hier lebenden Frauen zum Ausdruck bringen wollten? Ich denke nicht, bei Einzelnen mag das der Fall gewesen sein, andere folgten vermutlich den Gesetzen der Masse.

Triebhaftigkeit, Beweglichkeit und Erregbarkeit der Massen

Bei der Untersuchung ihrer grundlegenden Charakterzüge sagten wir, dass die Masse beinahe ausschließlich vom Unbewussten geleitet wird. Ihre Handlungen stehen viel öfter unter dem Einfluss des Rückenmarks als unter dem des Gehirns. Die vollzogenen Handlungen können ihrer Ausführung nach vollkommen sein, da sie aber nicht vom Gehirn ausgehen, so handelt der Einzelne nach zufälligen Reizen ...

Die mannigfachen Triebe, denen die Massen gehorchen, können je nach dem Anreiz edel oder grausam, heldenhaft oder feige sein, stets aber sind sie so unabweisbar, dass der Selbsterhaltungstrieb vor ihnen zurücktritt ... (Le Bon: Psychologie der Massen, Die Massenseele, S. 40)

Welche Ursachen bewegen eine Masse, die zunächst Silvester feiern wollte, plötzlich ins barbarisch Triebhafte umzukippen und ohne Skrupel menschenverachtende Straftaten zu begehen? Nach Le Bon gibt der Mensch in der Masse seine eigenen Charaktermerkmale, Überzeugungen, Meinungen zugunsten der Masse auf. Man kann hier auch von einer Massenseele oder einem Massenleib sprechen, die keine Individualität mehr zulassen.

Dies ist auch immer wieder bei AfD- und Pegida-Anhängern zu beobachten, die sich mehr Gerechtigkeit, Sozialstaatlichkeit und Werte wünschen, aber sich trotzdem den ungerechten, menschenverachtenden Parolen und Straftaten von rechten Führungspersonen und Gewalttätern unterwerfen, die völlig gegen ihre eigentlichen Vorstellungen und Meinungen verstoßen. Diesen Widerspruch nehmen sie selbst aber nicht wahr, da sie in der Masse agieren und den klaren Menschenverstand zugunsten der Masse zurückstellen, selbst dann, wenn sie, im Falle einer rechten Macht, aufgrund ihres gesellschaftlichen oder gesundheitlichen Standes, zu den ersten gehörten, die von Rechts bekämpft werden würden.

In der Silvesternacht waren ähnliche Massenphänomene gegen deutsche Frauen zu beobachten. In muslimischen Ländern gilt eine Frau, die nicht die eigene Ehefrau ist, als unberührbar, trotzdem hat es gegen die eigene Überzeugung massive Übergriffe auf Frauen gegeben.

Le Bon nennt hier 3 Ursachen für das Auftreten des Massencharakters, der gegen eigene Charakterzüge und Überzeugungen verstößt.

1. Der Einzelne erfährt durch die Masse, ein Gefühl unüberwindlicher Macht, die ihm erlaubt, Trieben nachzugehen, die er als Einzelner gedrosselt hätte. Durch die Anonymität und Unverantwortlichkeit der Masse verschwindet das eigene Verantwortungsgefühl, das den Einzelnen vor Straftaten zurückhält.

2. Geistige Übertragung (contagion mentale): Sie bewirkt in hypnotischer Weise, dass die Gedanken und Gefühle der Masse auf alle übertragen werden, die sowohl die Richtung als auch die Taten bestimmt. Die Übertragung dieser Phänomene, der Handlungen ist so stark, dass die eigenen Wünsche den Gesamtwünschen geopfert werden.

3. Die Masse ruft bei den einzelnen Mitgliedern besondere Eigenschaften hervor, welche denen der alleinstehenden Einzelnen vollkommen widersprechen.

Diese Massenphänomene kann man bei jeder größeren Menschenansammlung beobachten, seien es Volksfeste, Versammlungen, Rockkonzerte oder weitere Massen. Da offene Massen wie in der Silvesternacht oder auch die rechtsgerichteten Massen (Pegida, AfD) die Neigung zum Wachstum haben, obwohl sie in Parolen und Handlungen der Persönlichkeit des Einzelnen häufig widersprechen, werden sie gefährlich und häufig gewalttätig. Auch ein plötzliches Kippen der Stimmung bei eigentlich harmlosen Veranstaltungen (Feste), etwa von guter Laune in Aggressionen oder Panik, oftmals durch eigentlich nichtige Anlässe, ist durchaus normal und höchstens in den Anfängen noch steuerbar. In Massen lösen sich die Persönlickeits- und Körpergrenzen so weit auf, dass von einem Massenleib oder einer Massenseele gesprochen werden kann, die bis hin zu Massenhalluzinationen ( Marienerscheinungen ), Verschwörungstheorien ( gemeinschaftlicher Verfolgungswahn ) oder gemeinschaftlichen Ohnmachtsanfällen auf Rockkonzerten führen kann. In Großraumdiscos erhält z.B. die Security deswegen Anweisungen, jeden kleinen Stänkerer zur Raison zu rufen oder hinauszuschmeißen, weil natürlich ein allgemeines Wissen darüber vorliegt, ist die Massengewalt erst einmal ausgebrochen, kann auch eine Hundertschaft Polizei die Eskalation nicht mehr stoppen und auflösen.

Auch wenn man um diese Massenphänomene weiß, darf dies natürlich keine Entschuldigung sein für die Straftaten, die begangen wurden, sondern kann lediglich zur Erklärung dienen und zur Entwicklung von Strategien, solche Straftaten in Zukunft zu verhindern.

Freitag, 1. Januar 2016

Die guten Vorsätze

Gute Vorsätze fürs neue Jahr habe ich keine. Planungen ja, Ideen, viel zu viele, wie immer.

Den Vertrag für das Fernstudium im kreativen Schreiben habe ich unterschrieben, mit einer Kollegin will ich mich als Gasthörerin an der Uni einschreiben, einmal in Theater- oder Literaturwissenschaften, um mehr über Struktur und Umsetzung des modernen Theaters/der modernen Literatur zu lernen, dann in Absprache mit ihr vielleicht noch eine Vorlesung in Philosophie oder Soziologie, das entspricht meinen Interessen und ist beruflich sinnvoll. Ein Vollstudium schaffe ich neben dem Beruf nicht, das hat in der Vergangenheit immer nur so lange funktioniert, wie ich beruflich noch nicht voll eingespannt war, dann fehlte mir einfach die Zeit.

Das Fachbuch zur Psychosebegleitung will ich in einem groben Rahmen bis Ende des Jahres fertigstellen, auch wenn der Teil der Fachdiskussion, zu der ich noch Recherche benötige, vielleicht erst später erfolgt. Die Recherchearbeiten sind ja doch am zeitaufwendigsten.

Den Roman habe ich neu begonnen, eine neue Version, die erst einmal besser funktioniert, ob es die endgültige bleiben wird, weiß ich noch nicht, aber auch hier sollte bis Ende des Jahres die grobe Struktur stehen und ein Teil geschrieben sein.

Für die freien Tage habe ich mir Gips und Ton für Skulpturen gekauft und erste weiterführende Erfahrungen gesammelt, um dann auch einmal größer arbeiten zu können. Dafür musste ich aber mein Wohnzimmer zur Werkstatt umbauen, was natürlich im Alltag nicht möglich ist, da ich mein Büro in meiner Wohnung habe. Trotzdem werde ich das Thema Kunst nicht aufgeben, selbst wenn die Fortschritte nur langsam zu erkennen sind, weil ich einen Ausgleich zum Beruf und zum Schreiben benötige.

Ich weiß, das Jahr hat nur 365 Tage und der Tag nur 24 Stunden, zu schaffen ist das alles nicht, aber so hat man noch ein paar Bonbons fürs darauffolgende Jahr, falls die Ideen einmal ausgehen sollten. ;-)

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