Montag, 24. November 2014

Lob aufs Internet

Nach dem NSA-Skandal musste man sehr genau überlegen, ob man sich weiterhin wagt, seine Meinung zu sagen, demokratische Werte und Grundrechte wurden ja schließlich weitgehend abgeschafft.

Umso mehr dürfen wir uns freuen, dass trotz der Gefahr, die von den Regierenden jetzt ausgeht, wenn sie unser Datenmaterial akribisch sammeln, sich nach den ersten Mutigen immer mehr Menschen wagten, ihre Meinung zu äußern, Petitionen zu unterschreiben und zu signalisieren, dass sie sich nicht mehr alles gefallen lassen.

Diesem Umstand dürften wir es auch verdanken, dass gestern Abend bei Günter Jauch das erste Mal seit Monaten eine ausgewogene differenzierte Diskussion über den Ukrainekonflikt möglich war, in der  wieder eine Meinungsfreiheit toleriert wurde, ohne Wortabschneiden oder Denunzierungen. Das kannten wir ja kaum noch, ein erster Schritt demokratische Grundrechte zurückzuerobern.

Freitag, 21. November 2014

Ärztepfusch, Gesundheitsreform oder Absicht?

Schon seit langem, bereits vor den Kürzungen durch die Gesundheitsreformen, beobachte ich einen Trend in der ärztlichen Praxis, Patienten nicht, unzureichend oder grob fahrlässig zu untersuchen und zu behandeln.

Besonders dramatisch gestaltet sich das bei Patienten, die auch eine psychiatrische Diagnose haben. Hier bekommen selbst Menschen mit Krebs schnell einmal ohne Untersuchung die Diagnose "Psychosomatisches Schmerzsyndrom" oder Menschen mit Schlaganfall die Verdachtsdiagnose "Hysterie" (um die Lähmung zu begründen) oder "Verdacht auf Körperhalluzinationen" oder sie werden aufgrund der ungewöhnlichen Körperhaltung zum Orthopäden geschickt. Zwei dieser Patienten befanden sich sogar beim Auftreten der Symptome in der Psychiatrie, also unter ständiger ärztlicher Kontrolle, und wurden trotzdem nicht untersucht und behandelt.

Nicht immer gestaltet es sich so dramatisch wie in diesen Fällen, in denen die Diagnose und Behandlung zu spät kam. Doch vor kurzem erst  hatte ich wieder zwei Klienten, die als Notfälle im Krankenhaus landeten, ein Fall, der von den behandelnden Psychiatern schlichtweg belogen wurde, was die Einnahme der Psychopharmaka betraf, ein anderer, der trotz offensichtlichem MRT (laut Krankenhaus), einfach nicht behandelt wurde. Ein weiterer Fall, der aufgrund einer körperlichen Erkrankung psychiatrische Symptome entwickelte, jahrelang mit Psychopharmaka behandelt wurde, weil er nicht auf körperliche Erkrankungen vor Einleiten der Therapie untersucht wurde.

Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Zum einen gibt es ein altes Vorurteil bei Ärzten, das sich trotz solch dramatischer Fälle weiter hartnäckig hält, das lautet: Wer psychiatrisch erkankt ist, kann nicht gleichzeitig körperlich erkranken.

Eine weitere Tendenz ist zu beobachten:  Während Praxen, die sich mit körperlichen Erkrankungen befassen, immer weiter Gelder für Untersuchungen und Behandlungen von den Krankenkassen gestrichen bekommen, können Psychiater gut an Patienten verdienen, selbst Kassenpatienten bekommen hier Psychopharmaka für mehrere hundert Euro im Monat verschrieben.  Hier nimmt also die Pharmaindustrie ganz massiven Einfluss, ob und wie behandelt wird.

Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Obwohl Michel Foucault und Thomas Szasz hier bereits hervorragende Arbeiten zum Thema Macht in Medizin und Psychiatrie geleistet haben, spitzen sich die Zustände weiter zu.

Ich möchte dabei jedenfalls nicht weiter tatenlos zusehen, möchte Material sammeln, eventuell Fortbildungen für Ärzte organisieren, Schriften verfassen, damit solch grobe Fehler in der Zukunft vermieden werden können. Für Zuschriften, Tipps usw.bin ich deswegen dankbar.

Wer meine bisherigen Arbeiten zum Thema Macht lesen möchte, kann das auf KUNO tun:

Macht und Wahrnehmung

Größenwahn und Kontrollsucht - Das Ende der Demokratie?

Macht dienen glücklich oder mächtig?

Erfahrungsberichte und Materialien zum Thema Macht in Medizin und Psychiatrie, Auswirkungen der Gesundheitsreformen und der Pharmaindustrie auf die ärztliche Praxis, Lehre und Forschung bitte an.
anjawurm@psychosebegleitung.de
oder an

Anja Wurm
Elsa-Brändström-Str. 10
55124 Mainz

 Berichte und Informationen werden selbstverständlich nur in anonymisierter Form verwendet.

Sonntag, 16. November 2014

Geschafft. Lesung vorbei.

Wider Erwarten war der Drusussaal in der Mainzer Zitadelle, trotz des beschwerlichen Weges dorthin, zur Lesung der Mainzer Autorengruppe fast voll. Allerdings wurde die Lesung von Herrn Steinmetz vom Kulturamt und Herrn Rüdiger vom Literaturbüro im Rahmen der Büchermesse groß angekündigt: Kulturamt lädt zu zwei Lesungen

Ingo Rüdiger leitete die Lesung mit einer kleinen Chronik ein, die Mainzer Autorengruppe besteht bereits seit 25 bis 30 Jahren und hat einige große Namen hervorgebracht, unter anderem Herta Müller.

Das ließ die Aufregung natürlich nicht gerade sinken, es handelte sich erst um meine zweite Lesung und die erste mit Mikrofon. Um meine Aufregung abzubauen, änderte ich während des Lesens einige Male die Sitzposition, was zu einer unruhigen Akustik beitrug. Naja, beim nächsten Mal werde ich darauf achten.

Gott sei Dank haben einige wesentlich mehr Vorleseerfahrung als ich, so waren die Beiträge von Wanja Wiese, Matthias Boosch und Bernhard Gerl sehr schön gelesen.

Um der Aufregung Herr zu bleiben, habe ich diesmal beim Lesen keinen Kontakt zum Publikum aufgenommen, es hat mich bei der ersten Lesung sehr erschreckt, alle Augen auf mich gerichtet zu sehen, sodass ich den Abend diesmal wenigstens ohne Zittern überlebt habe.

Wer meinen Text noch einmal lesen möchte, er ist auf KUNO erschienen, kann das hier tun: Geschenkbande

Dienstag, 4. November 2014

Warum ich nicht berühmt werde

Auch wenn es gar nicht zur Debatte steht, kam mir dieser nette Satz gerade eben in den Kopf:

Zwei Gründe, warum ich nicht berühmt werde: Meine Texte lassen sich nicht in eine Schablone pressen und ich kann meinen Mund nicht halten, wenn Schweinereien überhand nehmen.

Aber mal ganz ehrlich, es gibt Wichtigeres als Ruhm. ;-)

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