Sonntag, 29. März 2020

Realität und Demokratie in Zeiten von Corona

Um in die weltweite Massenpanik ein bisschen Realität zu bringen, habe ich mir einen Zugang zu statista gegönnt, was ich schon lange tun wollte, weil die öffentlichen Zahlen keinen Blick in die Tiefe erlauben und nur bedingt Möglichkeiten bieten, sie zu verwerten.

Statista verwendet offzielle Zahlen, etwa die des Statistischen Bundesamtes oder des Robert-Koch-Instituts.

Wie sich die Coronapandemie noch entwickeln wird, kann im Moment noch niemand sagen, das Jahr ist jung und die Pandemie noch im Gange, auch deswegen gibt es noch sehr wenig Todesfälle im Vergleich zu anderen Jahren. Üblicherweise werden in Arztpraxen und Krankenhäusern keine Abstriche zum Virusnachweis gemacht, weswegen die Statistiken der Vorjahre lediglich zu grippe- und grippeassoziierten Viren zusammengefasst wurden. Covid19 gehört zu desn grippeassoziierten Viren, die wie die Grippe zu einer Pneumonie führen und tödlich enden können.

Auch sind die Todesfälle durch Lungenentzündung unbekannter Erreger erfasst, da auch hier im Normalfall keine Abstriche gemacht werden.

Die Zahlen der Vorjahre sind erschreckend und man fragt sich, ob in manchen Jahren nicht bereits die Krankenhaussysteme zusammengebrochen sind, uns das nur nicht gezeigt wurde. Es ist sicher richtig, das marode, bis zum Anschlag kaputtgesparte Krankensystem aufzuzeigen, wenn krankenhauspflichtige Menschen durch Coronaviren und Grippe Plätze benötigen und evtl. beatmet werden müssen und diese nicht bekommen können.

Aus den Zahlen ergibt sich leider nicht, ob die laut Robert-Koch-Institut geschätzen Todesfälle wie z.B. 2009/10 von rund 18.000, 2016/17 von rund 20.000, 2017/18 der Grippe und grippeassoziierten Todesfälle von 25.100 alleine in Deutschland  beispielsweise reduziert hätten werden können, wenn damals auch das Leben lahm gelegt worden wäre, also ob damals bereits Krankenhausbetten und Beatmungsgeräte fehlten.Grippe- und grippeassoziierte Todesfälle (statista, RKI).

Der Höhepunkt der Grippewelle mit Grippe- und Coronatoten hat laut RKI seinen Höhepunkt Mitte April hinter sich gebracht, das RKI zählt  Grippetote aber bis Mitte Mai. Diesmal könnte sich der Wendepunkt durch die politischen Maßnahmen natürlich etwas nach hinten verschieben.

Ende März zählt Deutschland etwa 700 Grippe- und Coronatote, wobei in anderen Jahren noch die Toten ohne Abstrich später hinzugezählt werden, da es mit Ausnahme diesen Jahres eine unübliche Arzt- und Krankenhauspraxis ist, Rachenabstriche zu nehmen. Zu den derzeitigen Todesfällen werden sicher noch die errechneten Toten von Oktober bis Dezember 2019 hinzukommen, weil diese noch keine Rachenabstriche erhalten haben. Die Grippe und grippeassoziierten Toten werden pro Grippesaison (Oktober bis Mai) gezählt, die Toten durch Lungenentzündung unbekannter Erreger (fehlender Rachenabstrich) von Januar bis Dezember, laut statistischem Bundesamt ist hier jährlich mit einer Todesrate zwischen 15.000 und 19.000 zu rechnen.Ob diese Zahl dieses Jahr höher sein wird, ergibt sich erst aus den Zahlen bis Dezember.

Also selbst wenn bis Mitte Mai die Todesrate sicher noch ansteigen wird, ist  kaum mit der Dramatik der Vorjahre zu rechnen, wie etwa 2016/17 und 2017/18 mit rund 20.000 und 25.000 Toten alleine in Deutschland.

Was können wir trotzdem aus der Coronakrise lernen, schließlich könnte es sein, dass tatsächlich einmal wieder Seuchen wie die Pest oder Cholera auftreten, dann wissen wir, was fehlt und was Ärzte und Krankenhäuser benötigen. In der jährlichen Grippesaison sollten wir auf Alte und Kranke immer Rücksicht nehmen, schließlich sind sie jedes Jahr gefährdet, in manchen Jahren mehr, in anderen weniger,  grippale Infekte sollten nicht unterschätzt werden, auch in den Vorjahren sind sie bereits auf die Lunge geschlagen und endeten bei Risikogruppen tödlich oder mit einem Lungenschaden.

Die Politik sollte sich von der medialen Hysterie nicht anstecken lassen, besonnen reagieren und nicht jedes Jahr Kleinunternehmen und den Mittelstand zerschlagen, die die meisten Steuern zahlen,  wegen Erkältung und Grippe, wir hatten schließlich schon viel schlimmere Jahre. Personalaufstockung in den Krankenhäusern, die Mitgliederbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr an der Börse verspielen lassen, sondern wieder in die Krankenversorgung stecken, damit diese in schweren Grippewellen genügend Personal und Betten zur Verfügung hat und auch die allgemeine Krankenversorgung wieder besser wird.

In den Städten lässt sich mit Begrenzungen besser durchatmen, auch das führt zu weniger Lungenkrankheiten.

Was sollten die Bürger lernen? Nicht jeder medialen Hysterie auf den Leim zu gehen und nicht zu vergessen, demokratische Rechte zu verteidigen. Viel dramatischer als die Coronakrise ist es festzustellen, wie leicht mit Angst die Demokratie abgebaut werden kann, wie schnell selbst intelligente Menschen um Totalüberwachung und Ausganssperren, ja um einen totalitären Staat regelrecht betteln, wenn nur genug Angst geschürt wird. Erschreckend, wie wenig die Bürger aus dem Dritten Reich gelernt haben. Das macht mir Angst.

Empfehlenswerte Lektüren hierzu: Michel Foucault, Giorgio Agamben


Quellen: Robert-Koch-Institut, Statistisches Bundesamt, statista


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