Samstag, 26. April 2014

Frauen, Schönheit und Emanzipation




Meine Leidenschaften bewegten sich von jeher im Bereich der Analyse, meine Mutter beschwert sich noch heute, dass ich bereits in der Grundschule über alles diskutiert habe, selbst darüber, ob der Himmel blau sei oder nicht.

Schwer nachzuvollziehen waren damit meine Freundinnen in der Pubertät für mich, die ihren Wert aufs Aussehen legten.  Da war die Nase zu lang, dort ein Pickel , der angeblich entstellte, da ein Speckröllchen zu viel.  Mich hielten sie für cool, weil ich damit nicht viel anfangen konnte, aber auch ich hatte kurze Zeit eine Phase, in der ich meinen Körper seltsam verschoben wahrnahm, das ging jedoch relativ schnell vorbei und  ich schüttelte nur den Kopf darüber, worüber sich andere Gedanken machten. Ich beschäftigte mich während dieser Zeit mit Politik, mit Kriegen, mit Gefühlskälte, studierte die Menschen  und konnte diese Albernheiten wenig nachvollziehen. Mit Mitte 20 dachte ich, naja, das wird schon irgendwann vorbeigehen und sie werden sich mit den wichtigen Dingen beschäftigen.

Doch ich sollte mich irren, inzwischen gehe ich stark auf die 50 zu und immer noch beschäftigen sich meine Geschlechtsgenossinnen mit ihrem Körperbild. Auch die emanzipiertesten, intelligentesten, selbstbewusstesten legen weiterhin übertriebenen Wert auf ihren Körper. Er sollte, warum auch immer, perfekt sein. Kennengelernt habe ich im Laufe meines Lebens,  zweierlei Sorten, nämlich die einen, die dachten, ihr Körper sei perfekt, diese waren aber eher in der Minderheit und nur halb so schön wie sie glaubten, die anderen hatten alle etwas auszusetzen, ob sie schön waren oder nicht.

 Leider habe ich nie eine Frau gefunden, die dachte wie ich, naja, so ein Körper ist schon ganz praktisch, manchmal auch im Weg,  aber es gibt Wichtigeres.  Wie eine intelligente, selbstbewusste Frau ihren Selbstwert am Körper festmachen kann, ist mir bis heute ein Rätsel geblieben, noch vielmehr wie man das Maß der Schönheit am medienbeworbenen Körper festlegen kann, denn in der Realität wird die Werbeschönheit vielleicht bewundert, aber doch nicht ernsthaft begehrt.

In der Hoffnung, Frauen würden in dieser Beziehung dazulernen, wartete ich geduldig aufs Älterwerden, dachte, da kann doch der Körper nicht mehr so eine große Rolle spielen, da sind wir ja schließlich alle nicht mehr so attraktiv und andere Werte treten in den Mittelpunkt, doch leider weit gefehlt, der Schönheitswahn macht selbst vor dem Alter keinen Halt.

Leider hat die Emanzipation den Druck den Frauen nicht genommen, sondern zusätzlich den Männern auferlegt, die heute meinen kahlrasiert ihre Bizeps trainieren zu müssen. ;-)

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