Freitag, 14. August 2020

Medizin, Wissenschaft und Institution im Dritten Reich

 Erst seit den 1980er/90er Jahren gerieten die Medizin und die beteiligten Institutionen ins Visier der Forschung zum Nationalsozialismus. Gegen die Aufklärung, welche Rolle die Medizin und die beteiligten Institutionen an den Menschenversuchen und der Rassenforschung der Nationalsozialisten hatten, gab es enormen Widerstand. Das verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass die Täter nach 1945 weitgehend unbehelligt blieben und weiter Karriere machen konnten. Auch die Netzwerke zwischen Politik, Institution, Forschung und Pharmaindustrie wurden nach 1945 nie gekappt und bestehen bis heute.

Vor den 1980er Jahren hielt man die beteiligten Ärzte, die Menschenversuche durchführten, für perverse Einzeltäter. Neuere Forschungen ergaben aber, dass Menschenversuche die Normalität von Ärzten, Wissenschaftlern und Institutionen im Dritten Reich waren. Die Netzwerke zwischen Wissenschaft, Institution, Pharmaindustrie und Politik wurden bereits im Kaiserreich aufgebaut, das Robert-Koch-Institut war schon damals mit der Infektionsbekämpfung beauftragt sowie mit der Impfstoffentwicklung und hat bis heute seine Impfagenda behalten, trotz der Menschenversuche mit Impfmitteln im Dritten Reich. Vor dem Dritten Reich gab das RKI z.B. Broschüren heraus, wie Menschen sich mit gesunder Ernährung, Bewegung, Hände waschen usw. vor Infektionen durch Stärkung des Immunsystems schützen können.

Vor 1933 gab es zwei Theorien zu Viren, die auch heute noch gelten. die eine besagt, dass das Virus mit dem Wirt eine Symbiose bilden will, um sich vermehren zu können, die zweite besagt, dass das Virus als Feind um jeden Preis bekämpft werden muss. Im Dritten Reich wurde die Theorie des Symbiosebestrebens des Virus als zu wenig aggressiv verdrängt. Heute gibt es wieder Anhänger beider Theorien, Prof. Streeck „wir müssen lernen mit dem Virus zu leben“ als Anhänger der Symbiosetheorie, auf der anderen Seite Prof. Drosten und Prof. Wieler sowie unsere Politik „Das ist ein Killervirus, 10 Millionen Infizierte in Deutschland,  250.000-500.000 Deutsche werden sterben, wir müssen das Virus bekämpfen und uns vor ihm verstecken“, als Anhänger der Kampftheorie, die auch die Nationalsozialisten bevorzugten, die allerdings mit schlimmeren Seuchen zu kämpfen hatten als wir heute.

In den frühen Konzentrationslagern befanden sich vor allem Aktivisten des Widerstands der Arbeiterbewegung sowie die politischen Gegner aus der Politik der Weimarer Republik. Zu dieser Zeit gab es dort bereits Gewalt und Misshandlungen.
In den späteren größeren KZs wurde fast jeder Häftling krank, die relative Gesundheit spielte aber eine große Rolle, sodass eine Einlieferung Gesundheit oder Tod bedeuten konnte.
Pfleger konnten der Pflege aber nur begrenzt nachgehen und Ärzte selektierten, wer behandelt wird und wer sterben muss.

Krankheit im KZ wurde nicht nur durch harte Arbeit und Strafe, Mangelernährung und Hunger, mangelnde Hygiene, Krankheiten und Verletzungen hervorgerufent, sondern auch durch die Menschenversuche der Ärzte.

An den Menschenversuchen beteiligten sich

- SS-Ärzte
-Wehrmachtsärzte
-Hochschullehrer
-Wissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtungen.

Zum Teil wurden auch inhaftierte Ärzte und Fachleute gezwungen, sich an den Menschenversuchen zu beteiligen.

Um eine breite Akzeptanz bei der Bevölkerung für die Menschenversuche zu erlangen, wurde ähnlich wie heute, mit der Angst vor Seuchen Propaganda gemacht.

 

Quellen:  Judith Hahn, Silvija Kavecic, Christoph Kopke (Hrsg.), Medizin im Nationasozialismus und das System der Konzentrationslager, Mabuse-Verlag, Wissenschaft 82, 2005

Marion Hulverscheidt, Anja Laukötter, Infektion und Institution, Zur Wissenschaftsgeschichte des Robert-Koch-Instituts im Dritten Reich, Wallstein, 2009

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