Und wir waren nicht die Einzigen, die etwas rat- und
orientierungslos durch die Räume der Frankfurter Schirn irrten, hier kann ich natürlich nur für mich
sprechen, jedoch ein Großteil dieser Losigkeiten in diesen Räumen, galt auch
der Frage, soll das jetzt alles sein, will mir das jetzt jemand als Kunst
verkaufen?
Auch einen Tag später, weiß ich keine Antwort darauf,
insofern ist die Verwirrung durchaus gelungen, ob Doug Aitken, nicht nur die
Grenzen in Außenräumen, sondern auch in Innenräumen sprengt; kann ich an dieser
Stelle noch gar nicht beurteilen und tut er es nachhaltiger als etwa ein
Jahrmarktshuttle.
Sphärische Klänge begleiten die Installationen, die in verschiedenen Raumzeitdimensionen, Bilder und
Filme zeigen. Während in einem Shuttle dem Gehirn vorgekaukelt wird, es befinde
sich in einem Fluggerät durch den Raum und nur das Wissen, um den Ort, an dem man
sich befindet, die Wahrnehmung in Frage stellt, nicht aber das Gehirn selbst,
das einen kongruenten Flug wahrnimmt, sprengt Doug Aitken, die RaumZeitGrenzen und
überfordert damit das, was ein Gehirn verarbeiten kann. Hier zeigt er die Parallelen
unserer Zeit auf mit den ständig neuen technischen Errungenschaften, die die
Auflösung der Grenzen nach sich ziehen, wie die für selbstverständlich
gehaltene Auflösung des Datenschutzes, die Einführung der Totalüberwachung und der
Vorratsdatenspeicherung, gegen jede Ethik und Grundgesetze, letztendlich auch
die Auflösung demokratischer Werte durch die technische Entwicklung, da der
Mensch orientierungslos vor den Möglichkeiten ohne (Gesetzes)Schranken steht,
und diese fernab demokratischer Ethik auch nutzt.
In Doug Aitkens Räumen befindet sich nichts Großartiges,
nichts kunstvoll Gestaltetes, nichts Besonderes, dass uns mit ästhetischem
Empfinden oder einem Staunen zurückließe, sondern ganz normale Erdenräume, auch
nur am Rande skurril, wenn z.B. eine Eule sich auf einem Federbett mit
Gänsefedern berieseln lässt.
Beim Schreiben dieses Artikels merke ich, dass meine
anfängliche Enttäuschung über das wenig Kunstvolle dieser Ausstellung, in
Begeisterung umschlägt, über die Genialität Aitkens, genau das zu unterlassen, um
die Normalität unserer Zeit zu spiegeln, die Kunst und Ethik zu Gunsten der
technischen Neuerungen nahezu abgeschafft hat. Erst im Nachklang wird deutlich,
warum Aitken vor allem laufende, fahrende, telefonierende, singende Menschen filmisch
in seinen überflutenden Räumen darstellt.
Orientierungs- und ratlos mit leichter Übelkeit verließen
wir schließlich die Ausstellung, um mit menschlichen Bedürfnissen und unseren
Sinnen, die scheinbare Wirklichkeit wieder zurück zu erobern. So aßen wir am Römer ein paar Frankfurter Würstchen, die uns in
Dirndln serviert wurden, aber Moment, gehören Dirndl nicht eigentlich nach
München in den Oktober?
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