Bevor man vor
die Türe tritt, gibt es eine Menge Überlegungen anzustellen und Entscheidungen
zu treffen: welche Brille setze ich heute auf? Die, der Gesellschaft?
Die, der Vergangenheit? Oder heute mal die rosarote? Lust auf einen nahezu
objektiven Blick, einen nüchternen? Einen hintergründigen? Einen extremen? Will
ich heute sehend sein oder oberflächlich? Einfach alles auf mich zukommen
lassen? Scheuklappen aufsetzen? Gar
nicht so leicht diese Entscheidung. Manchmal wird einem die Entscheidung auch
abgenommen, etwa von schlechter Laune, das macht das Leben leichter, jedoch
nicht unbedingt farbiger.
Und welche Perspektive nehme ich in der Welt ein, nachdem
ich mich entschieden habe, wie sie heute aussehen soll. Bin ich heute schön
oder klug? Gar beides? Eher nicht, das mögen die Leute nicht. Bin ich heute diplomatisch oder direkt?
Emotional oder distanziert? Will ich
heute mal besonders freundlich und zuvorkommend sein? Oder bin ich froh, wenn
mich keiner anspricht? Will ich heute unscheinbar sein und mich hinter alten
hässlichen Klamotten verbergen? Oder steif? Sportlich? Anziehend? Sexy?
Das in der Welt sein gestaltet sich nicht immer leicht, mein
Ich steht doch schließlich in permanenter Kommunikation mit der Welt dort
draußen, die ganzen Eventualitäten abwägend mit dem Ziel vor Augen zu definieren, wie ich heute in der Welt sein möchte, was ich
erleben möchte. Die Sexy-Kleidung in Kombination mit der rosaroten Brille beim
in die Welt gehen, dürfte keine sehr kluge Entscheidung sein. Das könnte sich kompliziert gestalten. Oder
auch nicht, möglicherweise würde es ja auch die anderen verblenden, wieso denn
nur mich?
Der Blick, der alles
sieht, ist immer auf der Hut, aber anstrengend.
Ein paar Klappen dürfen schon sein. Viele
sind manchmal angenehm, wenn ich meine Ruhe möchte. Die habe ich dann. Steife
Kleidung gepaart mit klugem Blick flößt Respekt ein, bringt die Menschen auf
Distanz und fordert ihre Höflichkeit heraus. Die sportlich-aktive Haltung
empfängt viel Sympathie, die Menschen lächeln und sprechen einen an, doch was
will ich heute?
Doch wie mag es den Menschen
ergehen, die immer die gleiche Brille aufhaben aus absurden gesellschaftlichen Vorstellungen
gepaart mit den Erfahrungen der Vergangenheit? Tauschen möchte ich da doch nicht, auch wenn es manchmal ganz schön anstrengend
ist, alles selbst zu entscheiden ;-)